... und der Gewinner heißt: Ramaswamy (2024)

Neun Republikaner wollen 2024 ins Weiße Haus, einer von ihnen heißt Trump. Und ein junger Unternehmer rollt derzeit das Feld von hinten auf. Auch bei der ersten Fernsehdebatte der Bewerber sticht er heraus.

Es ist der Auftakt zu einer Medienschlacht um Aufmerksamkeit, die ins Weiße Haus führen kann: die erste Fernsehdebatte der republikanischen Bewerber um die Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024. Neun Bewerber hatten sich mit Umfrageergebnissen und Spenden qualifiziert. Einer davon fehlte auf der Bühne in Milwaukee: der Ex-Präsident selbst. Und so wurde die Veranstaltung des konservativen TV-Senders Fox News zur Arena, in der ein munteres Hauen und Stechen darum stattfand, wer statt Donald Trump bei der Wahl im kommenden Jahr antreten, oder stattdessen zumindest einen Platz in einer zukünftigen Regierungsmannschaft finden könnte.

Während auf Fox News verbale Spitzen, Giftpfeile und Schreiduelle dominierten, unterhielt sich Trump mit dem dort gefeuerten, aber noch immer äußerst bekannten Moderator Tucker Carlson an anderer Stelle. Die Leute kennen mich ja ohnehin, so das Argument des Ex-Präsidenten. In Umfragen ist er seinen Mitbewerbern ohnehin um Lichtjahre voraus, kommt im Schnitt auf über 50 Prozent Zustimmung unter republikanischen Wählern. Dahinter folgt Floridas Gouverneur Ron DeSantis, mit rund 15 Prozent - und der 38-jährige Unternehmer Vivek Ramaswamy, der mit seinen populistischen Positionen rund 10 Prozent erreicht.

Neben den beiden ist auch Nikki Haley, frühere UN-Botschafterin der USA vor Ort; zudem Chris Christie, Ex-Gouverneur des Bundesstaats New Jersey; Ex-Vizepräsident Mike Pence sowie Senator Tim Scott, der einzige schwarze Bewerber. Ihre relative Bekanntheit hat ihnen in den vergangenen Monaten nur bedingt etwas gebracht. Das Umfragefeld von hinten aufgerollt hat indes Ramaswamy, der immer weiter an Floridas Gouverneur Ron DeSantis heranrückt. Dieser war nach seiner triumphalen Wiederwahl im vergangenen Jahr Trump auf den Fersen, ist aber mittlerweile deutlich zurückgefallen, tauschte deshalb zuletzt seine Wahlkampfchefin aus und versucht einen Neustart seiner Kampagne.

"Das Land im Niedergang"

Auf der Bühne wird klar, warum er Probleme hat: In den zwei Stunden wirkt er häufig verkrampft, redet zu laut und klingt zuweilen wie ein Stichwortautomat für Trumps konservative Basis. Aber von vorne: Die Moderatoren steigen mit einem popkulturellen Phänomen in die Debatte ein. Warum der umstrittene Song "Rich men north of Richmond" ("Reiche Männer nördlich von Richmond", dort liegt unter anderem die US-Hauptstadt Washington), an der Basis so großen Anklang finde, fragen sie.

"Das Land ist im Niedergang", behauptet DeSantis, schimpft auf den Lockdown zur Corona-Zeit und Trumps damaligen Regierungsberater Anthony Fauci, der für viele Republikaner ein rotes Tuch ist. Die Gründe für diesen angeblichen Niedergang haben er und die anderen Bewerber schnell ausgemacht: zu viele unnötige Ausgaben und ein zu großer Staatsapparat. Haley sticht bei der Diskussion mit einer überraschenden Äußerung heraus. Die Republikaner müssten ehrlich mit sich sein, sagt sie: Allein Trump habe acht Billionen Dollar neue Schulden zu verantworten. Auch im weiteren Verlauf präsentiert sich die einzige Frau unter den Bewerbern als eine klare Stimme der Vernunft und erhält dafür häufig tosenden Applaus.

Politik 26.07.23

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Ramaswamy geht zugleich in die Vollen und macht viel Werbung für sich. "Wir brauchen einen Outsider", tönt er, erzählt von seiner eigenen Biografie als Sohn von Einwanderern, der es als Entrepreneur nach oben geschafft habe und seinen Wahlkampf selbst bezahle: "Wollt ihr Veränderung nach und nach oder eine Revolution?", fragt er mit Gewinnerlächeln. Er werde "in den Krieg ziehen" gegen den Staat, kündigt er an, sei der Einzige, der nicht bezahlt werde auf der Bühne. Auch beim späteren Interview wird er von "Super PAC puppets" sprechen, also Bewerbern, die im Wahlkampf von den Interessen ihrer Geldgeber geleitet würden.

Als die Sprache auf den Klimawandel kommt - mit der unfassbar veralteten Frage, ob der Bewerberkreis diesen für menschengemacht halte - behauptet Ramaswamy mehrfach: "Der Klimawandel ist eine Lüge!" Irgendwann platzt Christie der Kragen, er beschimpft Ramaswamy als "Chat GPT" und nennt ihn einen "Amateur wie Obama". Der jüngste und unerfahrenste auf der Bühne gerät später auch mit Haley über Außenpolitik in Streit ("Sie haben keine Ahnung, und man merkt es!") und legt sich zudem mit Pence an, der reichlich überheblich permanent auf die nötige Erfahrung pocht, die nur er habe. Ganz klar: Ramaswamy polarisiert mit seinen Positionen, mit seinem Auftreten.

Es wird laut

Durcheinander geht es beim Thema Abtreibung, worüber inzwischen die Bundesstaaten selbst entscheiden. Manche der Bewerber plädieren für eine bundesweite 15-Wochen-Grenze, Haley erinnert daran, dass es dafür auch in Zukunft keine Mehrheiten im Kongress geben werde, und Pence zitiert aus der Bibel.

Es geht auch drunter und drüber, als Ramaswamy sagt, sollte Trump verurteilt werden, würde er ihn trotzdem unterstützen ("Der beste Präsident des 21. Jahrhunderts!"), woraufhin Christie daran erinnert, dass der Ex-Präsident für seine persönlichen Ziele die Verfassung habe aussetzen wollen. "Wir müssen ihn entsorgen", fordert er. Haley sagt konstruktiver, es brauche einen "neuen konservativen Anführer", da Trump der unbeliebteste Politiker der USA sei. Zudem wollten drei Viertel der US-Amerikaner keine Neuauflage des Duells Trump gegen Biden.

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Als die Moderatoren fragen, wer gegen größere Ukraine-Hilfen wäre, meldet sich nur Ramaswamy, der sagt, er wolle lieber die eigene Südgrenze schützen. Alle anderen sind einhellig für weitere Hilfen. DeSantis fügt hinzu, er würde es von einem größeren Engagement Europas abhängig machen. Christie beschreibt emotional seinen Besuch in der Ukraine Anfang August, von entführten Kindern, die von russischer Seite "programmiert werden, um danach ihre Familien zu bekämpfen", von Vergewaltigungen und Verstümmelungen.

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Christie bekommt für seine kritische Haltung gegenüber Trump viele Buhrufe zu hören, hat aber auch die Lacher auf seiner Seite, als er danach gefragt wird, ob er den US-Amerikanern mehr Regierungsinformationen zu UFO-Sichtungen zur Verfügung stellen würde. "Ich bekomme die UFO-Frage?!", fragt er ungläubig. Er bekommt bei seiner Antwort aber die Kurve in bekanntere Gewässer: Er sei für Ehrlichkeit in allen Bereichen, sagt er.

Der Gewinner des Abends, trotz des sehr starken Auftritts von Haley, ist Ramaswamy. Mit seinen provokanten Positionen und blitzschnellen verbalen Kontern zieht er Attacken und Aufmerksamkeit auf sich, verteidigt Trump vehement. Dessen Wahlkampfteam hatte im Vorfeld gespottet: "Trump hat die Debatte schon gewonnen, weil sich alles um ihn drehen wird. Sie sollte noch nicht einmal Debatte genannt werden, sondern eher ein Vorsprechen, um Teil von Trumps Team während seiner zweiten Amtszeit zu sein." Ramaswamy hat eine starke erste Bewerbung abgegeben.

... und der Gewinner heißt: Ramaswamy (2024)

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